Interessengemeinschaft
Zivilcourage-Landshut
   
         
   

Alternative Maßnahmen

Der Maiswurzelbohrer (Western Corn Rootworm)
Der Westliche Maiswurzelbohrer ist ein Käfer aus der Familie der Blattkäfer. Der Schädling ist ca. einen halben Zentimeter groß und hat eine gelbschwarze Färbung und charakteristische Fühler, welche den Körper oft überspannen. Hinterteil und Beine sind gelb. Hauptfutterquelle des Käfers ist die kultivierte Maispflanze.
Ursprünglich war er im mittleren Amerika angesiedelt und verbreitete sich schnell über die USA und Kanada, wo er die Maisflächen in großem Maße schädigt. 1992 wurde der Maiswurzelbohrer nach Osteuropa eingeschleppt, 2002 gelangte der Schädling nach Paris. Genanalysen haben inzwischen gezeigt, dass es sich um mindestens drei verschiedene Käferpopulationen handelt, welche unabhängig voneinander importiert wurden.
Agra Europe vermutet im Zusammenhang mit dem Maiswurzelbohrer: "Für die Pflanzenschutzmittelhersteller könnte der Schädling einen lohnenden Markt öffnen."


Befallene Gebiete in Europa
Stark betroffen sind Jugoslawien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Ungarn. Des weiteren breitete sich der Schädling in Rumänien, Bulgarien, Slowakische Republik, Ukraine, Italien, Tschechien, Österreich und Slowenien zunehmend aus. Inzwischen fanden sich weitere befallene Felder in Italien, Schweiz, Frankreich, Serbien, Montenegro, Belgien, Niederlande und Großbritannien.


Ausbreitung

natürlich
Auf natürliche Weise verbreiten sich die Schädlinge durch ihre Flugtätigkeit. Das Flugvermögen ist beachtlich, so dass sie die befallenen Areale jedes Jahr um 40 bis 80 Kilometer erweitern können. Die natürliche Ausbreitung in Europa lässt sich nach heutigem Wissen nicht mehr aufhalten, nur noch verzögern. Es steht zu befürchten, dass der Schädling in Europa auf lange Sicht hin ähnlichen Schaden anrichtet wie in den USA.

Verschleppung
Zudem kommt es zu Verschleppungen über die Transportmittel Flugzeug, Eisenbahn, Schiff und Auto. So wird angenommen, dass ein Flugzeug den Käfer vom amerikanischen Kontinent nach Europa importierte. Der erste Befall 1992 nahe dem Belgrader Flughafen stützt diese Theorie. Zu dieser Zeit landeten Flugzeuge mit Hilfslieferungen aus den USA wegen des damals tobenden Balkankrieges.

Symptome
Insbesondere die Larven des Maisschädlings richten großen Schaden an. Sie fressen an den Wurzeln der Pflanzen, deren Standfestigkeit leidet bis sie schließlich umkippen. Das volle Ausmaß des Schadens ergibt sich etwa fünf Jahre nach dem Erstbefall.

Bekämpfung

Fruchtfolge
Der Maiswurzelbohrer hat in Europa keine natürlichen Feinde. Der Schädling breitet sich besonders auf Monokulturen aus und ist relativ einfach durch Einhaltung der Fruchtfolge einzudämmen. Durch die Wechselfruchtwirtschaft, also den Anbau von Mais nur alle drei Jahre, wird den Larven und dem Käfer auf natürliche Weise die Nahrung entzogen. Wegen mangelndem Wanderungsvermögen verhungern die Larven nach dem Schlupf, da sie nicht die Wirtspflanzen vorfinden, welche sie erwartet haben.

Chemisch
Die Anwendung von Insektiziden ist problematisch, weil zum optimalen Spritztermin der Mais etwa zwei Meter groß ist. Weltweit kommen etwa 5.000 Tonnen Wirkstoffe auf 5 Millionen Hektar gegen den Maiswurzelbohrer zum Einsatz. Damit richten sich die meisten finanziellen Aufwendungen für Insektizide gegen den Käfer.

Beize des Saatgutes
Beizmittel gegen den Wurzelbohrer sind giftige Insektizide, mit denen das Saatgut getränkt wird. Nach der Saat gibt der junge Keimling den gebeizten Stoff an die unmittelbare Umgebung ab. Es entsteht der Beizhof, also ein mit dem Stoff gesättigter Raum. welcher die Schädlinge fern von der Pflanze hält. Zusätzlich kommt es durch den Saftstrom zur Verteilung des Wirkstoffes im Gewebe der Pflanze. Agrokonzerne wie Bayer CropScience empfehlen inzwischen, alle Samen mit Clothianidin zu beizen, um einem Befall durch Larven vorzubeugen. In Nordamerika erhielt das Mittel bereits 2003 eine Zulassung, 2005 wurde es nun auch in Deutschland freigegeben.

transgener Mais
Der Einsatz von gentechnisch verändertem Mais bietet sich als weitere Alternative zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers an. Der Bt-Mais vom US-Konzern Monsanto enthält das genetische Merkmal des Agrobacteriums Bacillus thuringiensis. Der Wirkungsgrad von Genmais beläuft sich im Bereich von 60 bis 80 Prozent. Damit erhöht sich das Risiko für Resistenzen bei den Käfern. Wie auch bei den chemischen Applikationen fanden sich erste resistente Käfer des Maiswurzelbohrers gegen Genmais. Die Sichtung erfolgte in Nebraska.


Resistente Maissorte ohne Gentechnik

Bei einer Presseveranstaltung am Betriebsgelände der Firma Südwestsaat in Rastatt, Baden-Württemberg, hat die Saaten-Union eine Maissorte vorgestellt, die gegen den Maiswurzelbohrer resistent ist. Sie ist die erste Sorte, die auf herkömmlichem Weg gezüchtet wurde, und steht ab 2008 in Ungarn in amtlichen Wertprüfungen.
„Wir sind erst am Anfang der Entwicklung", sagte Züchter Dr. Peter Goertz, „und können nun den Weg sehen." Seit den 1990er Jahren verfolgt er seine Idee, dass es möglich sein müsse, einen resistenten Mais zu züchten. Denn: In Mexiko, wo der Mais und der Maiswurzelbohrer beheimatet sind, leben beide gut miteinander. Dort haben sich die natürlich resistenten Sorten über die Jahrhunderte weiterentwickelt.
„Wir wollen natürlich keine mexikanischen Sorten einführen", sagte Goertz, „aber wir wollen uns ein paar von ihren Eigenschaften leihen." Seit 2002 gibt es systematische Prüfungen von Linien und Hybriden in Ungarn. Mit dem Stamm SUM 2068 steht nun die erste Sortenzulassung bevor. Die Sorte soll Sunrise heißen. Mit einer FAO-Zahl von 380 passt sie eher in den ungarisch-südosteuropäischen Raum. Allerdings sind die Züchter der Saaten-Union dabei, die Resistenz in Stämme einzubauen, die im mitteleuropäischen Raum mithalten können. Die daraus entstehenden Hybriden sollen marktreif sein, wenn der Käfer hierzulande erste wirtschaftliche Schäden hervorruft.
Dies ist in Ungarn längst der Fall. 2007 war ein besonders starkes Befallsjahr, weil bei Trockenheit die Maispflanzen ihre abgefressenen Wurzeln nicht mehr regenerieren können. Bei nichtresistenten Sorten sind nach Auskunft von Goertz an drei von vier Standorten 50 bis 100 Prozent Schäden aufgetreten, bei den resistenten Stämmen keine. Diese Pflanzen gehen nicht ins Lager (was meist den Hauptschaden hervorruft), die Wurzeln sind gesund.
In Beständen mit hohem Befall entwickeln sich aus den Larven drei- bis viermal so viele Käfer als in den resistenten Beständen. Die Züchter vermuten, dass die Wurzeln Stoffe ausscheiden, die die Käferlarven vom Fressen abhalten. Die meisten Larven sterben.
Die Resistenz beruht auf mehreren Genen. Damit ist ein Durchbrechen der Resistenz weniger wahrscheinlich. Ein Resistenzmanagement mit einem Teilanbau von nichtresistenten Pflanzen ist nicht notwendig. Das ist anders als bei den auf gentechnischem Weg erzeugten Resistenzen, die meist nur auf einem einzigen Gen fußen
Noch aber bringen die resistenten Stämme unter fehlendem oder geringem Befall etwas weniger Ertrag als die herkömmlichen. Das ist eines der Arbeitsfelder, denen sich der Züchter als Nächstes widmen will. Die zweite Hybridsorte mit der von ihm gefundenen Resistenz ist schon in Sichtweite.


Monitoring

Der Käfer kann bei punktuellem Befall ausgerottet werden. Deshalb setzt die EU auf das Verfahren des Monitorings, also die gezielte Überwachung potenzieller Risikogebiete (Maisfelder und Umschlagplätze wie Flug- und Schiffhäfen, Kasernen, Autobahnraststätten). Verwendung finden dabei Pheromonfallen, welche Sexuallockstoffe beinhalten und damit männliche Käfer anlocken. In Deutschland wird das Monitoring seit 1997 betrieben und in den zuletzt mehr als 1100 Fallen wurde noch kein Befall nachgewiesen. Der Frankfurter Flughafen ist zwar Dreh- und Angelpunkt der deutschen Luftfahrt, doch liefert er kein Gefahrenpotenzial, weil er von kilometerdicken Wäldern umgeben ist, welche dem Schädling keine Nahrung anbieten.

 

   

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